Ein wesentlicher Bestandteil der historischen Spielautomaten sind die kunstvoll gestalteten Automatenscheiben, von schlicht mit Spiegelfläche und Schrift bis aufwendig mit vielen Farben. Sie stellen ein Zeugnis von Zeitgeist und alter Handwerkskunst dar. Nach der kurzen Aufstellzeit von maximal 3 Jahren, verschwanden einige Automaten in Kellern, Dachböden oder sonstigen Lagern, während der größere Teil über den damaligen Großhandel zurück gekauft wurde und im besten Fall Bauteile davon im Nachfolger verwendet fanden. Die Automatenscheibe als altes "Gesicht" konnte nur noch als Beet Begrenzung verwendet werden. Ein sehr gutes Beispiel aus "Alt mach Neu" ist die Geschichte der Wulff-Banditen.
Dann hat auch die Zeit den Automatenscheiben zugesetzt. Da ist jeder Glücklich im eigenen Automaten eine akzeptable Scheibe zu haben. Ansonsten gibt es nur als Lösung Zukauf eines weiteren Automaten oder eben eine Repro der Scheibe,
Bei meinem Diana mit sehr guter technischer Basis ohne viel Rost, Gehäuse ohne große Schäden, fehlten der Münzprüfer mit Blende, die Kurvenscheibe hinter der Pistole und die Automatenscheibe. Die Blende für den Münzprüfer habe ich aus Aluminium nachgefertigt, als Münzprüfer hatte ich einen Lagerbestand von einem Hellomat verwendet. Die Kurvenscheibe konnte ich 1:1 nachbauen mit den noch heute verfügbaren Rohmaterialien. Ich hatte lange gehofft einen Scheibe zu finden. Nach genauer Betrachtung kam ich zum Entschluss eine Repro der Scheibe zu versuchen, da die Grafikelemente überschaubar sind. Als Technologie wollte ich über eine Spiegelradierung eine neue Scheibe herstellen. Als Ausgangsmaterial kaufte ich im Glashandel einen passenden 5mm starken Spiegel. Dann hatte ich das Glück eine Scheibe als Vorlage zu bekommen. Nach der Bearbeitung hatte ich einen Ausdruck auf einem Farblaserdrucker gemacht ( Farbe #075526 ). Mit einem Bügeleisen wurde auf der Rückseite vom Spiegel das Scheibenbild übertragen.
Als Übung habe ich begonnen in der Mitte entsprechend dem Verfahren der Spiegelradierung die Ränder der zwei Lackschichten freihändisch zu markieren und danach die Schutzschichten mechanisch zu entfernen. Mir ist es nicht zu 100% gelungen scharfe Feldkanten herzustellen. Deshalb habe ich über meinen Schneidplotter Cameo3 eine stabile Folie (MEDIA-STENCIL-3T) erstellt mit dem Durchbruchsfeldern und auf die Rückseite fixiert.
Im nächsten Schritt sollten möglichst genau die Lackschichten entfernt werden. Ich habe jetzt das Strahlverfahren probiert, also Druckluft mit Strahlmittel. Zum Schutz der Schablone und Scheibe wählte ich ein Granulat aus Nussschalen mit Körnung unter 1mm aus. Das Ergebnis war hervorragend, die Silberschicht bleibt scharfkantig erhalten. Wegen den hohen Strahlmittelverbrauch habe ich nur die Ränder gestrahlt und die Farbe in den Feldern mechanisch ausgeschabt.
So sah dann die Scheibe mit der freigelegten Silberschicht aus. Die Entfernung der Silberfläche erfolgte mit einem getränkten Lappen mit Eisen(III)-chlorid. Das Ergebnis ist schon oben rechts im Feld Treffer zu sehen.
Ansicht der Scheibe mit der komplett entfernten Verspiegelung. Nun geht es an die Einfügung der Beschriftung mit Randbegrenzungen. Für den kleinen Text mit der Spielbeschreibung unten konnte das Verfahren wegen der kleinen Elementgröße nicht verwendet werden.
Die farblichen Elemente für Textfelder, Randstreifen und Spielbeschreibung habe ich einzeln separiert und farblich angepasst (Farbton #075526). Der Ausdruck erfolgte über einen Laserdrucker auf Wasserschiebefolie von druckeronkel.de mit transparenten Hintergrund.
Dann habe ich auf einer Glasfläche experimentiert das Decal zu übertragen, versiegeln und den Hintergrund zu erstellen. Die Übertragung des Decals nach Herstellervorgabe stellt kein Problem dar. Nach der Trocknung erfolgte eine Versieglung der Decals mit einem Lack von Microscale. Dann fehlte nur noch eine passende Farbe für de weißen Hintergrund. Wie schon in vielen Restaurierungen verwendete ich von Revell Email Color mit passenden Farbton.
Die Spielbeschreibung habe ich als transparentes Decal direkt auf der Frontseite aufgebracht und mit Lack von Microscale versiegelt. Die Beschriftung ist "Fingernagelfest" und hält auch einer normalen feuchten Reinigung stand. Ein kleiner Schönheitsfehler bei schräger Sicht auf die Scheibe eine "Dopplung" der Spielbeschreibung.
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