Grundsätzliches: Die Firma Bruno Hoehne Automaten stellte seit den 30er Jahren in Berlin Warenautomaten her. Am Bekanntesten sind der Zündholz-Automat in Form eines Zündholzes und die für die Firma Trumpf-Schokoladenfabriken in großen Stückzahlen hergestellte „TRUMPF-Tischglocke". Im 2. Weltkrieg wurde die Automatenfabrik zerstört und es erfolgte ein Neugründung 1950 in Heidelberg. Zunächst wurde wieder eine Tischglocke (Vorbeck) produziert. In den 50er Jahren ging die Nachfrage nach den Tischglocken immer weiter zurück, so dass neue Produkte entwickelt werden mussten. Seit dem 27. Juli 1951 gab es eine neue DVO zum §33d der Gewerbeordnung und seit dem 19. September 1953 ist das "Groschenspiel" erlaubt. Jetzt war es endlich wieder möglich Geldspielgeräte aufzustellen. Bruno Hoehne entwickelte aus dem bekannten Bajazzoautomaten den O-Bajazzo, der ebenfalls ein rein mechanisches Geldspielgerät war.
Währung/Einwurfmöglichkeit: 0,10 DM
Spielpreis: 10 Pfg.
Spielverlauf: Die Spielanleitung steht auf dem symbolischen Auszahlrad direkt auf der Frontscheibe. Ebenfalls symbolisch in Anlehnung an den alten Bajazzo aus Vorkriegszeiten wurde der Gewinnplan als Münzschiene ausgeführt. Pro Spiel werden automatisch 4 Kugeln ausgegeben. Damit erreicht man die geforderte Mindestspieldauer von 15 Sekunden. Der Spieler muss versuchen durch das Bewegen der Bajazzofigur die Kugel zu fangen. Allerdings ist ein fangen der Kugel nur bei leicht geneigten Bajazzo möglich. Pro Fang erhält man 20 Pfennig ausgezahlt. Somit sind pro Spiel maximal 80 Pfennig Gewinn möglich. In der Praxis ist die Ausbeute eher gering bis fast unmöglich. Um trotzdem die Mindestquote von 60% zu erreichen steht der Spruch "Glück hat oft, wer garnichts tut! Fangen ist nicht immer gut." auf der Scheibe. Damit ist gemeint den Bajazzo einfach stehen zu lassen. In der Tat gewinnt man hier jetzt öfters. Ich bin auf etwa 50% gekommen bei etwa 100 Spielen.
Innenleben/Technik: Interessant ist die rein mechanische Spielsteuerung des O-Bajazzo. Eine Voraussetzung ist natürlich die lotrechte Aufhängung des Gerätes. Im Bild oben sieht man die eingebaute "Wasserwaage" im Rahmen (unter dem Wort "immer"). Nun zum Spielablauf: Die eingeworfene Münze wird zunächst im Trichter 1 festgehalten durch das Gestänge 6. Dadurch wird die Sperre zum linken Drehknopf freigegeben und es ist möglich den Kugellift 2 zu bewegen. Es werden die 4 Kugeln nach oben befördert, wobei 3 Kugeln wie im Bild abgelegt werden. Die vierte Kugel wird aussen um die 3 abgelegten Kugeln in das Spielfeld befördert (im Bild fehlt die Kugelumleitung). Das Spiel beginnt. Die gespielte Kugel betätigt bei den Hebel mit dem Gestänge zur Freigabe der nächsten Kugel bei 4. Gleichzeitig wird das Gestänge 6 betätigt zur Freigabe der Münze. Dann ist auch wieder der Kugellift gesperrt.
Das Bild unten zeigt die Kugelsteuerung im Ausgangszustand mit entfernten Abdeckblech. Der Kugellift befindet sich in der Grundstellung. Nach der Freigabe des Kugelliftes können die 4 Kugeln nach oben befördert werden. Die erste Kugel kommt entweder bei 2 (als Gewinn) oder 1 an. Der Hebel 3 betätigt ein Gestänge, welches die nächste Kugel freigibt. Das ist aber erst möglich, wenn der Hebel 4 betätigt wird durch den Kugellift, der sich wieder in der Grundstellung befinden muss. Ansonsten wäre ein erneutes Spiel nicht mehr möglich, da sich der Kugellift auf den Kugeln befinden würde.
Interessant ist auch die einfache Auszahlvorrichtung. Eine gefangene Kugel vom O-Bajazzo betätigt den Hebel 2 (im oberen Bild) bzw. Hebel 1 (Bild unten). Dieser Hebel ist mit einer Zugstange zur Auszahlsperre 2 verbunden und gibt den Münzkanal frei. Jedoch hat der Hebel 2 noch eine zweite Sperre, die nach 2 Münzen den Münzkanal wieder sperrt. Somit werden immer nur 2 Münzen pro gefangene Kugel ausgezahlt. Eine einfache solide mechanische Lösung.
Erscheinungsjahr: 1955
persönliche Meinung: In Sammlerkreisen wird der 0-Bajazzo in guten Zustand sehr geschätzt. Sehr interessant ist Lösung für das automatische Spiel für die 4 Kugeln po Spiel. Leider wurde der O-Bajazzo vom Publikum damals nicht angenommen, ich denke neben den Zeitgeist war wohl auch die geringe Gewinnwahrscheinlichkeit beim Betätigen der O-Bajazzofigur die Ursache für den wirtschaftlichen Misserfolg. Im unbetätigten Zustand war zwar das Ergebnis bedeutend besser, doch wer möchte schon stumm nur vor einem Automaten stehen und aller 20-30 Sekunden einen Groschen einwerfen, dann den Kugellift betätigen?
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